Curevac Aktie: Neuer Rückschlag für Tübinger Impfstoffhersteller

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Curevac erleidet mit seinem Impfstoff gegen Covid-19 den nächsten Rückschlag: Laut den finalen Studiendaten erreicht das Vakzin lediglich eine Wirksamkeit von 48 Prozent. Bereits zuvor hatten vorläufige Daten dem einstigen Hoffnungsträger aus Tübingen eine Impfwirkung von 47 Prozent bescheinigt.

Das war vor wenigen Wochen, man verwies damals auf die noch ausstehenden finalen Studiendaten. Die liegen nun vor, doch das Ergebnis fällt weiterhin so ernüchternd aus, wie es nach den ersten Meldungen bereits erwartet worden war.

Bessere Wirkung bei jüngeren Altersgruppen

Im Detail allerdings schneidet der Impfstoff etwas besser ab: In der Altersgruppe zwischen 18 und 60 Jahren liegt die Wirksamkeit mit 53 Prozent etwas höher als im Gesamtschnitt. Zudem wurde in dieser Altersgruppe ein Schutz vor mittelschweren bis schweren Krankheitsverläufen von 77 Prozent ausgewiesen.

Dass die Entwicklungs- und Testphase bei Curevac so viel länger gedauert hat als bei anderen Herstellern, deren Präparate bereits seit Monaten millionenfach verabreicht werden, lag nicht zuletzt daran, dass die Tübinger etliche neu aufkommende Virusvarianten in ihren Studien mitberücksichtigt haben. Insgesamt 15 Variationen wurden abgedeckt, die zurzeit grassierende sogenannte Delta-Variante war allerdings nicht dabei.

Virusmutanten stellen Wirksamkeit auf die Probe

Hersteller, die bereits um den Jahreswechsel herum ihre Produkte auf den Markt gebracht haben, hatten überwiegend mit der Ursprungsvariante des Coronavirus gearbeitet, aggressivere Mutationen haben sich erst mit der Zeit ergeben – und wohl auch künftig ist damit zu rechnen, dass das Virus sich weiterentwickelt und versuchen wird, den Impfschutz zu umgehen.

Bislang weisen Daten darauf hin, dass die bislang zugelassenen Impfstoffe auch gegen die bisher bekannten Mutationen eine hohe Wirksamkeit aufweisen. Zudem sollen die mRNA-basierten Impfstoffe relativ leicht anpassbar sein, sodass Auffrischungsimpfungen auch für neue Varianten zügig zur Verfügung stehen sollen.

Curevac strebt weiterhin Marktzulassung an

Bei Curevac in Tübingen strebt man trotz der schwachen Studienergebnisse weiterhin eine Marktzulassung an, zunächst soll diese in Europa erfolgen. Der genaue Zeitplan hierfür ist allerdings noch unklar. Bereits vorab hatte die EU 225 Millionen Impfdosen bei Curevac bestellt, für dieses Jahr allerdings kalkuliert das Bundesgesundheitsministerium nicht mehr mit dem Vakzin aus Tübingen.

Dennoch hält Bundesforschungsministerin Anja Karliczek die 400 Millionen Euro für sinnvoll investiert, die der Bund bereits für die Impfstoffforschung bei Curevac über Beteiligungen und Fördergelder zur Verfügung gestellt hat. Schließlich bestehe weltweit weiterhin – und auch langfristig – ein hoher Bedarf bei weiterhin dramatischer Impfstoffknappheit.

Zwei Drittel aller Erwachsenen in Deutschland erstgeimpft

Der Impfschutz gerade jüngerer Altersgruppen ist dabei in vielen Ländern – vor allem des globalen Südens – besonders relevant. Hier liegt das Durchschnittsalter weitaus niedriger als in Mitteleuropa und die Impfkampagnen haben vielfach nicht einmal begonnen.

In Deutschland wurden mittlerweile rund zwei Drittel aller Erwachsenen mindestens einmal geimpft. Für das kommende Jahr will die Bundesregierung genug Impfstoff beschaffen, um damit jede Person in Deutschland zweimal impfen zu können. Dabei setzt das Bundesgesundheitsministerium vor allem auf den Mainzer Hersteller Biontech, der zusammen mit dem US-Pharmakonzern Pfizer die erste Zulassung erhalten hatte und deren Impfstoff sich durch hohe Wirksamkeit und gute Verträglichkeit auszeichnet: Allein hier will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mehr als 84 Millionen Impfdosen für 2022 bestellen.

Bund bestellt für 2022 – aber weder Curevac noch AstraZeneca

Zusätzlich will der Bund knapp 32 Millionen Impfdosen beim US-Hersteller Moderna sowie gut 18 Millionen Stück bei Johnson & Johnson ordern. Auch weitere Hersteller stehen auf der Liste potenzieller Lieferanten, obwohl ihre Vakzine bislang nicht einmal auf dem Markt sind, darunter Sanofi – allerdings nicht Curevac.

Ebenfalls keine Berücksichtigung findet demnach der britisch-schwedische Hersteller AstraZeneca, der in den vergangenen Monaten immer wieder durch Lieferschwierigkeiten in die Schlagzeilen geraten war und sich vor allem mit der Europäischen Union eine öffentliche Schlammschlacht geliefert hatte.

Curevac Aktie: Weiterer Rücksetzer nach Datenvorlage

Für die Curevac Aktie ging es nach Vorlage der finalen Studiendaten noch einmal bergab – der große Crash allerdings war bereits durch die vorläufigen Daten Anfang Juni ausgelöst worden. Auf Monatssicht summiert sich das Minus der Curevac Aktie auf mehr als 40 Prozent.

Auch für den Bund sind das keine guten Nachrichten: Immerhin hält er nach seinem 300-Millionen-Euro-Kauf im vergangenen Jahr rund 23 Prozent der Anteile an dem Tübinger Unternehmen.