Adobe – PDF-Erfinder ein Schnäppchen?
Was ist nur mit Adobe los? Seit Herbst 2021 hat die Aktie mehr als die Hälfte an Wert verloren. Lohnt jetzt der Einstieg?
Wir sind PDF!
Lang, lang ist’s her. Wir schreiben das Jahr 1991. Neun Jahre zuvor hatten John Warnock und Charles Geschke mit Adobe Inc. ein Unternehmen gegründet, das in der Folge für Furore sorgt. Die beiden Gründer gelten als Erfinder der Seitenbeschreibungssprache „PostScript“.
Für Aufsehen sorgte das Unternehmen im Jahr 1991, als John Warnock das Projekt „Camelot“ initiierte, das nach Unternehmensdarstellung den „bisherigen Umgang mit Dokumenten revolutionierte“. Es entstand mit dem PDF – ausgeschrieben „Portable Document Format“ – das plattformunabhängige Dateiformat schlechthin.
Mit der Erfindung des PDF waren die typischen Konvertierungsprobleme – insbesondere veränderte Zeilen- und Seitenumbrüche sowie falsche Schriftarten – Vergangenheit. Jeder Nutzer konnte also auf ein vom Urheber entworfenes und standardisiertes Dokument zugreifen.
In der Folge entwickelte Adobe gefühlt unzählige Programme bzw. wie Anwendungen insbesondere für die Bereiche Design, Fotografie, Video & Audio und anderes. Zu den bekanntesten Produkten zählen Adobe Photoshop, Adobe InDesign und Adobe Premiere Pro.
Weiter auf Wachstumskurs
Das Geschäftsjahr der Amerikaner endet traditionell am 30. November. Heißt: Für das vorangegangene Jahr wurden die Zahlen bereits kurz vor Weihnachten 2022 veröffentlicht, die Bilanz für das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres liegt somit naturgemäß noch nicht vor. Schauen wir uns also die letzt-verfügbaren Werte an.
Im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres wuchsen die Umsatzerlöse um rund 10 Prozent auf 4,53 Milliarden US-Dollar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Gewinn je Aktie stieg überproportional auf 3,60 Dollar nach 3,20 Dollar im letzten Quartal des vorangegangenen Jahres.
Auch im gesamten abgelaufenen Geschäftsjahr waren die Zahlen durchaus erfreulich. So stiegen die Umsätze gegenüber dem Vergleichszeitraum um rund 11,5 Prozent auf 17,61 Milliarden Dollar. Der Gewinn je Aktie stellte sich auf 13,71 US-Dollar nach 12,48 Dollar im davorliegenden Jahr.
Der Analystenkonsens hatte zuvor bei den Umsatzerlösen exakt den erreichten Wert prognostiziert, auf der Gewinnseite lagen die Analystenschätzungen geringfügig darunter.
Kein Zweifel, Adobe wächst. Doch die Kursentwicklung der Aktie (WKN: 871981) spricht seit Herbst 2021 eine deutlich andere Sprache. Schauen wir uns dies einmal näher.
Adobe Aktienkurs – lang hui, kurz äußerst pfui
Auch die Aktie von Adobe ist ein Musterbeispiel dafür, dass sich länger- und langfristige Investments oft lohnen. So konnten Investoren in den vergangenen zehn Jahren alles in allem einen Gewinn von rund 730 Prozent einfahren. Was beileibe nicht schlecht ist. Im Gegenteil: So viel Profit mit einer einzigen Aktie ist schon außergewöhnlich.
Weitaus bescheidener ist da schon der kumulierte Gewinn in den vergangenen fünf Jahren, als Anleger ein Plus von gut 50 Prozent erreichen konnten. Eine ziemlich enttäuschende Performance verzeichnete die Adobe Aktie auf Sicht von drei Jahren mit minus 10 Prozent und in den vergangenen zwölf Monaten mit sogar minus rund 30 Prozent. Verantwortlich für das vergleichsweise kurzfristige Pfui ist der Absturz der Aktie seit Herbst des Jahres 2021.
Damals erreichten Papiere ihr historisches Hoch bei rund 700 Dollar. Wie ein Stein fiel die Aktie im Anschluss bis Ende September vergangenen Jahres auf nur noch gut 270 Dollar. Ein ungeheurer Vermögensverlust, den Investoren da erleiden mussten. Mittlerweile haben sich die Papiere wieder erholt auf rund 320 Dollar. Wobei die Aktien vergangenen Freitag einmal mehr grandios abstürzte um knapp 8 Prozent – umgerechnet gut 26 US-Dollar.
Wer in den vergangenen anderthalb Jahren die Aktie von Adobe nicht im Portfolio hatte, wird wohl jauchzen vor Freude. Andere Investoren, die das Ganze miterleben mussten, wollen wohl gar nicht mehr hinschauen.
Stellt sich, nicht nur für mich, die Frage, ob die Adobe Aktie momentan ein Kauf ist. Bevor ich mich um eine Antwort bemühe, noch ein paar Details, die durchaus positiv sind und deshalb für den möglichen Einstieg sprechen.
So ist die Adobe Cloud offenbar eine nicht zu unterschätzende Cashcow. Denn diese sorgt für wiederkehrende Einnahmen bei vergleichsweise hohen Gewinnmargen. Dies ist auch der Grund dafür, dass das Unternehmen Ende des vergangenen Geschäftsjahres über einen operativen Cashflow von rund 7,8 Milliarden US-Dollar verfügen konnte – gut 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig verbesserte sich der Free Cashflow um 7,5 Prozent auf rund 7,4 Milliarden Dollar.
Klug war auch die Entscheidung, den dramatischen Rückgang des Aktienkurses zu weitreichenden Aktienrückkäufen zu nutzen. Im vergangenen Jahr wurden so nahezu 16 Millionen Anteilsscheine aus dem Verkehr gezogen. Die Vorteile, die aus der Verknappung der Zahl der umlaufenden Aktien resultiert, liegen auf der Hand.
Schließlich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Analysten schätzen dies für das laufende Geschäftsjahr auf rund 29, für das kommende auf gut 25. Nicht zu teuer für eine Aktie, die in einem zukunftsträchtigen Tech-Segment unterwegs ist. Meine Meinung: Für mich ist die Adobe Aktie auf dem aktuellen Kursniveau kaufenswert. Allerdings sollten Investoren nicht ihr gesamtes Pulver verschießen, stattdessen ein paar Stücke einsammeln, um erste Positionen aufzubauen. Möglicherweise sind die Papiere in den nächsten Monaten nochmals um einiges billiger zu bekommen. Auf längere Sicht sehe ich allerdings erhebliches Gewinnpotenzial.