So viel kostet der Brexit: 500 Jahre britische EU-Mitgliedschaft

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Rund 1,2% ihres Haushaltsbudgets zahlten die Briten in den letzten Jahren netto in die EU ein. Das alles für den Zugang zum größten freien Binnenmarkt der Welt. Das war es ihnen nicht wert. Schade, denn die Kosten die jetzt schon zu tragen sind, fallen 500 mal höher aus.

Zu hohe Transferleistungen monierten die Briten, die sich gegen EU-Europa gestellt haben. (Abgesehen von der generellen Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation natürlich.)

Doch die Verluste die Briten, Deutsche, Europäer aller Art und die ganze Welt allein in schlichten 24 Stunden seit dem Ergebnis des Referendums verkraften mussten, sind um ein Vielfaches höher.

Das kostet uns und den Rest der Welt der Brexit:

  • 5 Billionen US-Dollar Börsenwert wurden durch Aktiencrash und Währungsturbulenzen weltweit vernichtet

Dafür könnten sich die Briten ganze 505 Jahre Mitgliedschaft in der EU leisten.

  • Allein der DAX verlor 95 Milliarden Euro.

Dafür könnten sich die Briten 10,5 Jahre Mitgliedschaft in der EU leisten.

  • Britische Aktien verloren 125 Milliarden Pfund

Dafür könnten sich die Briten ganze 17 Jahre Mitgliedschaft in der EU leisten.

  • An den europäischen Märkten wurden 730 Milliarden Euro vernichtet.

Dafür könnten sich die Briten 81 Jahre Mitgliedschaft in der EU leisten.

  • Die Währungsverluste von Pfund und Euro bedeuten einen Wohlstandsverlust in Höhe von 550 Milliarden Euro für Europas Bürger.

Dafür könnten sich die Briten 61 Jahre Mitgliedschaft in der EU leisten.

  • Der Wohlstandsverlust für die Briten, je nachdem wie die neuen Beziehungen mit der EU aussehen, könnte kurzfristig auf 150 Milliarden Euro steigen, oder 5,8% vom BIP.

Dafür könnten sich die Briten fast 17 Jahre Mitgliedschaft in der EU leisten.

  • Der Wohlstandsverlust für die EU-Europäer, je nachdem wie die neuen Beziehungen mit Großbritannien aussehen, könnte kurzfristig auf 120 Milliarden Euro steigen.

Dafür könnten sich die Briten 13 Jahre Mitgliedschaft in der EU leisten.

  • Wenn aufgrund der wachsenden Unsicherheit und Instabilität die Direktinvestitionen in Europa über die kommenden Jahre sinken, dann sinken Produktivität und Potenzialwachstum. Bei einem Rückgang von nur 0,5% für UK und die EU in den kommenden 10 Jahren ergibt sich ein Wohlstandsverlust von 4,3 Billionen Euro.

Dafür könnten sich die Briten 478 Jahre Mitgliedschaft in der EU leisten.

Frage: War es das wirklich wert?

Die EU muss reformiert werden. Das ist sicher. Weltfremde Vorschläge wie die Ausweitung der Eurozone, wie sie Jean-Claude Juncker vorbringt, helfen nicht weiter. Den Schwanz einziehen, anstatt in die Hände zu spucken, wenn es darum geht etwas besser zu machen, dass tatsächlich dem Wohlstand der Teilnehmer zugutegekommen ist, hilft aber auch nicht.

Die Briten werden noch erkennen, dass ihre Probleme nichts anderes als hausgemacht sind. Weil dringende Reformen über Jahrzehnte verschlafen wurden. Weil ein Strukturwandel an vielen Orten nicht stattgefunden hat. Weil man sich zunehmend nur noch auf den übergroßen Finanzsektor konzentriert hat.

Doch der Finanzplatz London ist ohne Zugang zum größten Binnenmarkt der Welt nur noch halb so viel Wert. Schon schauen sich die Banken in Frankfurt nach Geschäftsräumen für die Verlegung ganzer Hauptsitze um. Trägt daran dann auch wieder Deutschland die Schuld?!

Die Regierung Merkel hat in den letzten Monaten viel verspielt. Mit politischen Alleingängen zu Fragen, die man besser zuerst auf europäischer Ebene erörtert hätte. Alleingänge, die Ängste geweckt haben in vielen europäischen Bürgern.

Und die erst den Sieg von Lügnern wie Nigel Farage und seiner Ukip ermöglicht haben. Lügner die Zahlen verdrehen, mutwillig erhöhen und Wahlversprechen abgeben, für die sie sich noch am Tag der Wahl nicht mehr zur Verantwortung ziehen lassen. Aber Lügner, die offenbar einem nicht so kleinen Teil der Bevölkerung eine Stimme verleihen. Und nicht nur in UK.

Also, war es das wirklich wert? Ich habe einen Sohn. Ich wünsche ihm eine stabile und sichere Zukunft, auf einem stabilen und sicheren Kontinent. Deshalb will ich nicht, dass die EU zerschlagen wird. Und auch nicht die Eurozone – obwohl ich das Währungskonstrukt Euro zutiefst verabscheue.

Es ist der konservative Weg den Status Quo zu wählen. Dieser Status Quo muss verändert werden. Dazu muss etwas zusammenwachsen, was eigentlich nicht zusammen gehört: die Eurozone. So wie sie jetzt ist und mit einem Aufnahmestopp für die nächsten 10 Jahre mindestens.

Dazu gehört auch, dass aus der inoffiziellen schließlich die offizielle Transferunion der Eurozone wird. Und die Nationalstaaten müssen politische Macht in bestimmten Bereichen an das Zentralorgan abgeben – ein Bundestaat mit viel Föderalismus.

Die EU dagegen sollte sich auf den freien Markt und ein paar Kernkompetenzen beschränken. Diese müssen aber von allen Nationalstaaten akzeptiert werden. Alleingänge gibt es nicht und wer sich querstellt fliegt.

Das aber mögen Viele nicht. Aus Angst, Unsicherheit, Unwissen oder tausend anderen Gründen. Dabei ist der Status Quo der sicherere Weg. Alles andere bedeutet Zusammenbruch, Chaos und Zerstörung mit unabsehbaren Folgen. Das kann keine Zukunft sein, wie ich sie mir für meinen Sohn vorstelle.