Das öminöse Aufgeld bei Hebel-Zertifikaten: Spielwiese der Emittenten

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Aufgeld

Hingegen der weitläufigen Meinung sind selbst Zertifikate nicht vor Manipulation gefeit.Adobe Stock – bramgino

Immer noch geht der Fehlglaube um, Zertifikate stellen ein Medium dar, das den Basiswert genau abbildet und bei dem “Manipulationen” wie bei den Optionsscheinen über die Volatilität nicht möglich sind. Damit werben zum Teil auch die Emittenten.

Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Denn die Emittenten haben sehr wohl die Möglichkeit, den Kurs zu “manipulieren”.

Beispiel für Berechnung von Zertifikaten

Der Kurs eines Hebel-Zertifikats wird wie folgt berechnet: (Basiswert-Strike)* Bezugsverhältnis. Ich habe ein sehr konservatives Long Zertifikat auf den Dax als Beispiel genommen.

Wir unterstellen einen Basispreis im Dax von 4.122 Punkten. Das Zertifikat hat einen Strike bei 2.692 Punkten und ein Bezugsverhältnis von 0,01. Wenn man vom Kurs 4.122 Punkten (Basiswert) den Strike 2.692 Punkte des Zertifikats abzieht, verbleibt ein Wert von 1.430.

Diesen Wert muss man mit dem Bezugsverhältnis, in diesem Fall 0,01 Mal nehmen, daraus ergibt sich 14,30 Euro, das sollte der Briefkurs des Zertifikates sein.

Leider stimmt diese Rechnung so nicht ganz (obwohl sie häufiger so beschrieben ist und manch einer wird sich gewundert haben, wieso er bei seiner Rechnung einen anderen Wert als den getaxten herausbekommen hat).

Auch das Aufgeld muss beachtet werden

Bei den Zertifikaten gibt es noch eine weitere Variable, über die nicht so gerne geredet wird (hat man den Eindruck): das Aufgeld. Und dieses Aufgeld ist seltsamen und unerklärlichen Schwankungen zu Gunsten des Emittenten unterworfen. Bei dem genannten Schein betrug es gestern zum Beispiel noch 0,9 %, heute nur noch 0,03 %. Ein eklatanter Unterschied, besonders für den Kursverlauf.

Die tatsächliche Berechnung lautet nämlich: ((Basiswert + Aufgeld) – Strike)*Bezugsverhältnis.

Das Aufgeld ist eine Prozentzahl, die vom Basiswert berechnet wird. Ein Aufgeld von 1 % bedeutet, der Basiswert erhöht sich um 1 %

Bei 4.122 Punkten ist 1 % = 41,22. Bei einem Aufgeld von 1 % lautet nun die Rechnung wie folgt: (4.122 (Basiswert)+41,22 (Aufgeld))–2.692 (Strike) *0,01 Bezugesverhältnis) = 14,7122 Euro (Briefkurs).

Auf den tatsächlichen Verlauf von gestern zu heute angewendet: Gestern stand bei diesem Schein das Aufgeld bei 0,9 % und heute bei 0,03 %

Bei = 0,9 % ergibt sich daraus 14,67 Euro Briefkurs

Bei = 0,03 % ergibt sich daraus 14,31 Euro Briefkurs

Das ist ein Unterschied von 2,52 %. Das heißt Anleger hätten noch 2,52 % mehr Gewinn mit diesem Schein erwirtschaften können.

Ich habe schon häufiger bei den verschiedenen Emittenten nachgefragt, aber entweder ist kein Emittent bereit oder sie können mir einfach nicht erklären, wie sich das ominöse Aufgeld genau berechnet. Ich bin mir, solange man mir nicht das Gegenteil beweist, sicher, dass das Aufgeld die Spielwiese der Emittenten ist. Und zwar zu Lasten der Investoren.