Sichere Sachwerte? So einfach werden Aktien entwertet

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Wir leben in einem Geld- und Finanzsystem, das überwiegend auf ungedeckten Schulden und Zahlungsversprechen basiert. Gleichzeit leben wir in einer Welt künstlich verzerrter Märkte, allen voran durch die Geldpolitik der Notenbanken. Zinsen werden künstlich niedrig gehalten durch die Festlegung von Referenzzinssätzen, die gegen Null tendieren, oder sich gar im negativen Bereich bewegen.

Derartiges gab es noch nie in der Geschichte. Erfahrungswerte sind somit nicht vorhanden und die derzeitigen Entwicklungen sind staatspolitische wie notenbankpolitische Experimente mit einem absolut ungewissen Ausgang.

Aktien sind Sachwerte, die rechtlich vermehrbar und belastbar sind

Aufgrund dieser Entwicklungen macht es unbestritten Sinn, auch auf Aktien zu setzen. Keine Frage. Neben den Marktrisiken an den Börsen gibt es hier aber weitere Gefahren, die vielen Aktionären gar nicht bewusst sind. Aktiengesellschaften können beispielsweise mit Schulden seitens des Staates belastet werden.

Darüber hinaus können die AGs selbst neue Aktien emittieren, was dem Effekt des Gelddruckens gleichkommt, weil dadurch die bestehenden Aktien schlicht verwässert und weniger wert werden. Für beide Fälle gibt mit der RWE AG und der Commerzbank AG zwei sehr prominente Beispiele aus dem DAX 30, die Sie als Warnung, zumindest aber als Sensibilisierung betrachten sollten, für die rechtliche Sachwertfunktion der Aktie.

Beispiel I: RWE Aktie – Wenn die Politik gravierende Änderungen und Eingriffe vornimmt

Eurokrise, Finanzkrise, Schuldenkrise. Für den Niedergang der Aktie der RWE AG sind all diese Begriffe nicht ausschlaggebend, sondern die Ereignisse rund um das japanische Atomkraftwerk von Fukushima, mit dem darauf folgenden, sehr überraschenden Atomausstieg der Deutschen Bundesregierung unter Führung von Angela Merkel. Ich möchte jetzt in Bezug auf die negativen Entwicklungen bei der RWE Aktie auf keinen Fall die Schuld rein auf die Politik lenken.

Seitens des Managements wurden zweifelsohne Rahmenbedingungen falsch eingeschätzt und strategische Weichen für die Zukunft nicht richtig gesetzt. Dennoch sind politische und rechtliche Entwicklungen bezüglich der RWE AG aus meiner Sicht eine Warnung, da diese andere Unternehmen in der Zukunft in ähnlicher Art und Weise durchaus auch treffen könnten.

Die Atomkatastrophe von Fukushima geschah im April 2011. Seither hat der DAX ungefähr 60 Prozent gewonnen. Die RWE Aktie hat hingegen im gleichen Zeitraum ungefähr 60 Prozent verloren. Allein in der vergangenen Woche verlor die Aktie 15 Prozent.

Ein Grund dafür liegt daran, dass die Bundesregierung die Kosten für den Rückbau von Atomkraftwerken und die Endlagerung an das Unternehmen weitergibt als Schulden. Theoretisch kann dadurch die Substanz der RWE AG vollkommen aufgezehrt werden, bis hin zu einer Zwangsverstaatlichung eines Tages. Auch diese Risiken der Aktie als Sachwert werden leider kaum beachtet.

Beispiel II: Commerzbank Aktie – Wenn Unternehmen Aktien „drucken”

Viele Bürger sind derzeit in großer Sorge um die Stabilität unseres Geldsystems und unserer Währung. Ein Grund liegt darin, dass die Staaten sich immer stärker verschulden. Die Geldmengen wurden in den letzten Jahren massiv ausgeweitet. Billiges Geld wird somit geschöpft, oder besser gesagt auf Basis von Zahlungsversprechen und Schulden gedruckt, oder virtuell als Bits und Bytes in Computern geschaffen.

Flankiert werden diese Maßnahmen durch die künstliche Nullzinspolitik. Aus diesen Gründen investieren Anleger in Aktien als scheinbar sichere Sachwerte. „Dividenden sind die neuen Zinsen” ist dabei immer häufiger zu lesen.

Ich möchte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass Aktien ebenso wie Geld künstlich ganz einfach vermehrbar sind durch Kapitalerhöhungen. Dabei werden neue Aktien „gedruckt” und an Investoren verkauft. Wenn die dadurch vereinnahmten Gelder für sinnvolle Investitionen verwendet werden spricht hier auch grundsätzlich nichts dagegen. Wenn allerdings neue Aktien nur emittiert werden um Löcher zu stopfen, dann kommen derartige Kapitalerhöhungen einer Art der Enteignung für die Altaktionäre gleich.

Die Commerzbank hat in den letzten Jahren der Amtszeit von Martin Blessing 10 Mal! ihr Kapital erhöht durch die Ausgabe neuer Commerzbank-Aktien. Zuletzt wurden im April 2015 114 Millionen neue Aktien „gedruckt”. Das ist eine massive Entwertung der bestehenden Aktien!