Jackson Hole: Dollar ohne Not unter Druck, Yellen schießt sich ins Aus

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Für Aktienanleger verlief der vergangene Freitag samt Notenbankertreffen in Jackson Hole ohne die erhofften Impulse. DAX und Dow gingen nach den mit Spannung erwarteten Reden von Fed-Chefin Yellen und EZB-Chef Draghi mit leichten Minuszeichen aus dem Handel.

Es gab zwar nicht die kleinsten Hinweise auf die künftige Ausrichtung der Geldpolitik zu entschlüsseln. Dennoch bot das Event dem aufmerksamen Beobachter reichlich Erkenntnisse.

Dow Jones Industrials Tageschart: Ohne Impulse nach Jackson Hole

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Die Fed-Chefin beließ es in ihrer Rede zunächst im Wesentlichen beim Eigenlob. Das Finanzsystem sei heute besser aufgestellt, um wirtschaftliche Schocks zu überstehen.

Das ist richtig. Mit jetzt fast 11% Eigenkapitalquote sind US-Banken heute etwas sicherer als vor der Finanzkrise, machen aber deshalb auch weniger Gewinn. Ein akzeptabler Deal um eine neue Finanzkrise zu vermeidet, meine ich.

Yellen dürfte Anfang 2018 ausgewechselt werden

Yellen sprach sich auch dafür aus, dass die nach der Finanzkrise installierten Regulierungen nur mit Sorgfalt angepasst werden sollten. Eine starke Deregulierung samt neuer Risiken für das Finanzsystem unter US-Präsident Trump dürfte es also mit ihr nicht geben.

Wir werden daher in Kürze einen neuen Fed-Chef sehen, sobald Yellens Amtszeit Anfang Februar 2018 ausläuft. Dann dürfte es für einige Monate holpriger an den Finanzmärkten werden, bis diese die Absichten des „neuen“ einschätzen können. Das war nach Yellens Amtseinführung nicht anders.

EZB-Chef Draghi verteidigte wenig später in seiner Rede mutig die Globalisierung und forderte die Steigerung der Produktivität, um die Effekte einer alternden Bevölkerung auszugleichen.

Mit den bereits in der Vergangenheit untauglichen Rezepten Globalisierung und Ausbau der internationalen Institutionen will er blühende Landschaften erschaffen.

Draghi blieb nahezu völlig substanzlos

Wichtig sei dabei allerdings, dass diese unter demokratischer Aufsicht bleiben, so dass gewählte Parlamentarier die Kontrolle haben. Wieso bleiben?

Ich kenne keine internationale Organisation – angefangen von der UNO über die EU bis hin zum IWF – wo irgendwelche Wahlen möglich wären. Dennoch greifen diese Organisationen ganz erheblich und ohne jegliche demokratische Kontrolle in die Politik der Nationalstaaten ein.

Abgesehen von diesem „Highlight“ bot die Draghi-Rede jedoch keinerlei Neuigkeiten bezüglich der Geldpolitik der EZB.

Einzig in die Aussage, die Konsolidierung der Wirtschaftserholung ist in Europa noch an einem früheren Punkt als in den USA, könnte man hineinlesen, dass die EZB nicht zu sehr an einer geldpolitischen Straffung interessiert ist.

Einzig der Devisenmarkt konnte sich Impulse aus den Fingern saugen

Der Devisenmarkt sieht das aber hartnäckig anders. Hier galt offenbar das Motto „no news are good news“. Also schickte man den Dollar mal wieder auf die Bretter und ließ den Euro auf über 1,19 steigen – neues Mehrjahreshoch.

Offenbar hat sich die Euro-Rally inzwischen verselbständigt und Notenbank-Signale, die nicht ins Bild passen, werden einfach ignoriert.

Etwa das Statement von Fed-Mitglied Kaplan am Freitag, der so schnell wie möglich mit der Reduzierung der Fed-Bilanzsumme beginnen will und für gleich zwei weitere Zinserhöhungen noch im laufenden Jahr(!) plädierte.

Fazit: Die Euro-Rally am Devisenmarkt gerät zunehmend in die Gefahr, einen schweren Rückschlag zu erleiden, wenn Draghi nicht die erhoffte geldpolitische Straffung abliefert, auf die der Markt seit Monaten (vergeblich) spekuliert.

Und dieser wird einen Teufel tun. Nach dem impulslosen Jackson Hole Non-Event müssen Aktienanleger zunächst auf die wieder umsatzstärkere Zeit ab Mitte September warten – verbunden mit deutlich besseren Kursaussichten spätestens ab Oktober.

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten dieser Ausgabe investiert.