Post Aktie: Neues Standbein Elektro-Transporter

Inhaltsverzeichnis

Deutschland diskutiert über den Diesel. Die Debatte dreht sich rund um Luftverschmutzung, Abgasmanipulation und mögliche innerstädtische Fahrverbote – und betrifft längst nicht nur die Autohersteller.

Denn sollte es tatsächlich zu Dieselverboten in Städten mit hoher Schadstoffbelastung wie Stuttgart oder München kommen, wären die Leidtragenden nicht nur die dort ansässigen privaten Dieselfahrer, sondern auch ganze Industriezweige, allen voran: die Paketzusteller.

Verschlafene Automobilindustrie

Die Deutsche Post immerhin wird von der Diskussion nicht kalt erwischt, ganz im Gegenteil. Der Bonner Konzern hat sich schon vor Jahren darum bemüht, zumindest einen Teil seiner Transportflotte auf Elektromobilität umzustellen.

Eine Hürde dabei: das fehlende Angebot seitens der Automobilindustrie. E-Mobilität galt den Herstellern lange Zeit als ungeliebte Nischentechnologie, die Entwicklung entsprechender Fahrzeuge wurde eher stiefmütterlich behandelt. Als die Post E-Transporter kaufen wollte, gab es keine.

Doch anstatt sich zurückzulehnen und mit dem Finger auf die Autobauer zu zeigen, um diesen die Schuld für eine nicht mögliche technische Umrüstung zuzuschieben, haben sich die Bonner etwas anderes überlegt. Gemeinsam mit einem Aachener Start-up aus dem Umfeld der dortigen RWTH entwickelte man kurzerhand einen eigenen E-Transporter, den Streetscooter.

Erfolgsmodell Streetscooter

Zwei Modellvarianten gibt es bislang, sie heißen Work und Work L, 3.000 dieser Fahrzeuge sind bereits für die Deutsche Post im Einsatz. Im Jahr 2014 hat der Dax-Konzern das Start-up übernommen.

Nun soll mit dem Work XL ein weiteres, größeres Modell in die Flotte integriert werden, für die Entwicklung hat man sich mit Ford einen erfahrenen Autobauer an Bord geholt. Ford liefert Fahrerkabine und Gestell, die neue Post-Tochter ergänzt den Paketkasten und den Elektroantrieb.

Und das Unternehmen geht noch weiter: Die Transporter sollen nicht nur für den Eigenbedarf gebaut werden, die Fahrzeuge sollen darüber hinaus auch an Interessenten verkauft werden. Die Schlange potenzieller Kunden ist lang, Lieferdienste, Handwerker oder kommunale Betriebe sind von der Problematik ebenso betroffen wie die Logistikkonzerne.

Konkurrenz plant ähnliche Projekte

Die Hürden, die Privatkunden bislang eher vom Kauf eines E-Fahrzeugs abschrecken, wie etwa die begrenzte Reichweite oder geringe Höchstgeschwindigkeit, spielen in diesen Geschäftsbereichen keine Rolle. Für die Zwecke von DHL und Co. sind die aktuellen Werte durchaus ausreichend.

Das Modell könnte Schule machen, ab 2018 plant auch DHL-Konkurrent Hermes in Kooperation mit Daimler eigene E-Fahrzeuge zu testen. Die Nischenproduktion, zugeschnitten auf die Bedürfnisse entsprechender Industriezweige, könnte sich für beide Seiten als lukrative Chance erweisen: Die Autobauer stoßen auf florierendes Absatzpotenzial, die Zusteller brauchen sich keine Sorgen mehr zu machen um mögliche Dieselverbote.

Deutsche Post Aktie: Anleger begeistert

An der Börse kommt der neue Tätigkeitsbereich der Deutschen Post jedenfalls gut an. Die Deutsche Post Aktie hat sich auf Jahressicht um mehr als 20 Prozent verteuert, zuletzt wurde sie für rund 35 Euro gehandelt.

Analysten zeigten sich zuletzt voll des Lobes und sprachen mit großer Mehrheit Kaufempfehlungen für die Aktie aus, die Kursziele liegen dabei nicht selten bei 40 Euro.