Daimler Aktie: Droht das nächste Dieselgate?

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Rutscht nach Volkswagen jetzt auch Daimler in die Diesel-Falle?

Zumindest steht der Konzern gerade massiv unter Druck. Bereits seit März ist bekannt, dass auch gegen den Stuttgarter Autobauer wegen des Verdachts auf Abgasmanipulationen bei Dieselfahrzeugen ermittelt wird. Zuletzt spitzte sich die Lage jedoch weiter zu.

Durchsuchungen bei Daimler

So gab es im Mai eine großangelegte Razzia an insgesamt elf Standorten in vier Bundesländern sowie bei externen Dienstleistern. Und damit nicht genug: Gegen einen Mitarbeiter wurde ein weiteres Ermittlungsverfahren eröffnet, weil er im Zuge der Durchsuchungsaktion versucht haben soll, Beweismittel vorzuenthalten. Daimler selbst weist die Vorwürfe zurück und betont, vollumfänglich mit den Behörden zusammenzuarbeiten – ein Standardsatz aus der Unternehmenskommunikation in solchen Fällen.

Neben den deutschen Behörden muss sich Daimler hinsichtlich der möglichen Abgasmanipulationen auch in den USA auf juristische Auseinandersetzungen einstellen. Autobesitzer und Investoren aus diversen Bundesstaaten werfen den Stuttgartern irreführende Werbung und einen zu hohen Stickoxidausstoß vor, erst vor wenigen Tagen wurde eine Sammelklage gegen Daimler von einem kalifornischen Bundesrichter zugelassen.

Wohin das alles führen kann, ist den Verantwortlichen bei Daimler schmerzlich bewusst – ein Blick gen Wolfsburg genügt. Volkswagen hatte nach Bekanntwerden der Dieselaffäre im September 2015 über Monate zu kämpfen, und noch immer ist der Skandal nicht ausgestanden. Personelle Rochaden, massiver Absturz des Aktienkurses und ein ramponiertes Image waren die kurzfristigen Schäden, hohe Zahlungen – gerade für juristisch verhängte Strafen in den USA – belasteten die Bilanz.

Daimler Aktie unter Druck

Ob es bei Daimler auch so weit kommt, bleibt abzuwarten, doch schon jetzt steht die Daimler Aktie gehörig unter Druck. Zwar notiert sie auf Jahressicht noch rund 10 Prozent im Plus, doch seit Anfang 2017 gehört sie zu den schwächeren Titeln im Dax.

Nicht nur Anleger machen seit einiger Zeit einen großen Bogen um die Daimler Aktie, auch Analysten äußerten sich zuletzt zunehmend skeptisch angesichts der juristischen Unwägbarkeiten. Einige stuften das Papier von „Kaufen“ auf „Halten“ herunter, obwohl die Geschäftszahlen für sich betrachtet nicht schlecht aussehen und die Aktie gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) oder der Dividendenrendite günstig zu haben scheint.

Immerhin: Die Kursziele bewegen sich selbst bei den zurückhaltenderen Analysteneinschätzungen noch überwiegend oberhalb der Marke von 70 Euro – und damit höher als die aktuelle Notierung, die am Dienstag bei rund 65 Euro lag.

Zudem gibt es auch nach wie vor optimistische Stimmen, die nicht von einer so dramatischen Entwicklung wie damals bei Volkswagen ausgehen und der Daimler Aktie noch einiges zutrauen. Kaufempfehlungen von Warburg Research oder UBS setzten das Kursziel zuletzt auf 85 Euro, Commerzbank und Deutsche Bank trauen der Daimler Aktie einen Anstieg auf 90 Euro zu.

Vereinzelt warnen Analysten jedoch auch vor einem Kurseinbruch. Die Berenberg Bank empfiehlt daher, sich von dem Papier zu trennen. Sie setzt das Kursziel mit 54 Euro am niedrigsten an.